Bruderschafts-Logo Nachruf für + Hans Wittmann

 

beim Requiem in Püchersreuth am 25. März 1998

 

Unser Bruder Hans hat uns noch ein anderes Erbe hinterlassen.

Das Wort Jesu: "Nur einer ist Euer Meister, ihr alle aber seid Brüder" (Mt 23, 8) und die Erfahrungen im Umgang mit Priestern in seinen "Werdenfelser Seminaren" veranlassten ihn zur Gründung der "Werdenfelser Bruderschaft". Er sah die Not in der Kirche und fragte sich, wie die Impulse des 2. Vatikanischen Konzils für den Dienst und das Leben der Priester konkret umgesetzt werden könnten.

Eine Gemeinschaft von Weltpriestern schwebte ihm vor, deren Hauptziel die persönliche und pastorale Erneuerung im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils ist. Sie sollte sich auszeichnen durch einen bescheidenen Lebensstil, brüderliche Umgangsformen und eine Vertiefung des geistlichen Lebens. Seine Idee wurde im Bistum Regensburg 1983 von einer kleinen Gruppe Weltpriester verwirklicht, seine Gründung später auch kirchenrechtlich anerkannt. Seit einigen Jahren breitet sich die Werdenfelser Bruderschaft auch in anderen Diözesen aus.

Sie wurde für Hans die große Herausforderung seines priesterlichen Dienstes über die Pensionierung hinaus. Durch die Gründung einer Stiftung aus seinen eigenen Ersparnissen, die den Namen "Bruder-Klaus-Stiftung" trägt, wollte er den Bruderschaften auch eine materielle Zukunft sichern.

Wir neigen uns vor dem Werk unseres Bruders und fühlen uns verpflichtet, in seinem Sinn in der Kirche und in der Welt zu wirken.

Was ich persönlich von ihm lernen konnte? Wie man an der Kirche leidet - und sie doch leidenschaftlich liebt. Und wie man die Freiheit der Kinder Gottes leben kann, ohne sich aus der großen Gemeinschaft der Kirche grollend und enttäuscht zurückzuziehen.

Die Werdenfelser Bruderschaft in der Diözese Regensburg möchte das Erbe von Hans Wittmann bewahren und im Kontakt mit den Bruderschaften in den anderen Diözesen, Augsburg, Bamberg, Freiburg, Linz, und - so hoffen wir - bald auch in Passau, Mainz, München und Wien im Sinne unseres verstorbenen Bruders für den Dienst und das Leben der Priester und für die Erneuerung der Kirche wirken.

"Man muss aussäen", hat Hans oft gesagt. Im Winter wächst die Saat, im Frühjahr geht sie auf. Wir hoffen und beten für reiche aufgehende Saat und einen neuen Frühling in unserer Kirche.

Klaus Stock